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Datum:
1. Juni 2024

Meldung 053


Neubauer: Wegschauen vor Krisen ist gefährlicher Reflex


Hoffnung falle nicht vom Himmel, sagt Klima-Aktivistin Luisa Neubauer. Aber: Wer Hoffnung habe, habe noch nicht aufgegeben.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer warnt davor, den Blick vor den weltweiten Krisen zu verschließen. Wegschauen sei ein einfacher, aber gefährlicher Reflex, sagte sie bei einer Veranstaltung des Katholikentags in Erfurt. Selbst wenn man nicht über Krisen nachdenken wolle, gelte: „Auch wenn das Hirn aus ist, haben wir ein Herz.“ Das Gefühl der Ohnmacht bedeute: „Da betrifft mich etwas.“ Damit sei Ohnmacht nicht ausschließlich ein Problem, sondern „eine vernünftige Reaktion auf eine ungerechte Ausgangslage“. Nur wer nicht unmittelbar von einer Krise betroffen sei, könne sich Ohnmacht erlauben. Sie sei ein Privileg, so Neubauer.

Der menschengemachte Klimawandel sei das beste Beispiel dafür, „dass Menschen Unglaubliches bewegen können, wenn sie zusammenkommen“. Diese Bewegung müsse nun umgekehrt werden, um das Klima zu retten.

Für den Umgang mit Krisen warb die Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Anne Gidion, für eine „heilsame Unterbrechung“. Sie sei auch „von extremer Sinnhaftigkeit“, um aus dem überfrachteten Alltag herauszukommen.

Die Kirchen seien Orte, an denen unterschiedliche Meinungen abgewogen werden, sagte Gidion. Die Aufgabe der Kirchen sei eine andere als die von Aktivisten. Sie erlebe, dass Kirchen als wichtige gesellschaftliche Akteure wahrgenommen würden, wenn „sie liefern, was sie behaupten“. Das sei etwa in der Flüchtlingshilfe der Fall.

Die Theologin Dorothea Sattler forderte eine gemeinsame gesellschaftliche Anstrengung: „Gott ist ohnmächtig angesichts der Böshaftigkeit der Menschen.“ Gemeinschaft sei dafür da „um uns wechselseitig zu bestärken, zu ermahnen, zu trösten“, sagte die Ökumene-Expertin.

Sie sei zuversichtlich, dass Frauen irgendwann in der katholischen Kirche geweiht werden. „Ich werde es vielleicht nicht mehr erleben“, aber es werde dazu kommen. Der ökumenische Frauengottesdienst am Freitagabend habe sie in dieser Hoffnung bestärkt.

Hoffnung falle nicht vom Himmel, mahnte Neubauer. Das wäre eine „faule Hoffnung“. Sie werde oft gefragt, woher sie die Hoffnung nehme, dass sie als Klima-Aktivistin noch etwas erreichen könne. Diese Frage sei schon Teil der Antwort, denn: „Wer sich in der Krise auf die Suche nach der Hoffnung macht, hat noch nicht aufgegeben.“


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